Stadtplaner, Fachpublizist und Filmemachers Reinhard Seiß ist für seine klaren, ungeschönten Worte bekannt. Er spricht offen an, wo politische und unternehmerische Realitätsverweigerung und Schönfärberei zu untragbaren Auswüchsen in unserer gebauten Umwelt geführt haben. Schonungslos offen bringt er auf den Punkt, was sich andere nur selten auszusprechen trauen.
Nun kommt seine aktuelle Dokumentation „Der automobile Mensch – Irrwege einer Gesellschaft und mögliche Auswege“ in die Kinos. Seiß´ aufrüttelndes Plädoyer für eine grundlegende Verkehrswende geht über die aktuellen politischen Zielsetzungen hinausgeht. Seiß sieht diese aber als unerlässlich an, sollen die Bemühungen um Klimaschutz sowie Boden- und Ressourcenschonung auch nur ansatzweise erfolgreich sein.
Seiß reflektiert mit seinem Film das gegenwärtige Verkehrsgeschehen in all seinen räumlichen, ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ausprägungen und entlarvt die direkten und indirekten Treiber des „Systems Auto“: Entscheidungsträger und Profiteure aus Politik und Wirtschaft, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen unserer Mobilität – und nicht zuletzt Städtebau und Siedlungsentwicklung als gleichzeitige Ursache und Wirkung des Verkehrs. Der immense Bodenverbrauch unserer autoanhängigen Siedlungsentwicklung oder die Verödung vieler Stadt- und Dorfzentren zählen zur Schadensbilanz des anhaltend hohen Kfz-Verkehrsaufkommens, ebenso wie die Zerschneidung der Landschaft durch immer neue Verkehrswege – bis hin zur Gefährdung von Mensch und Natur.
Dem Film gelingt es, mittels eindrücklicher Praxisbeispiele aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, Südtirol, Liechtenstein und Luxemburg zu beweisen, wie Wirtschaft und Bevölkerung problemlos mit sehr viel weniger Autoverkehr auskommen könnten. Und er zeigt auch wie die Technologiegläubigkeit und Wachstumsfixierung unserer vermeintlich nachhaltigen „Raubbau-Gesellschaft“ eine reale Wende verhindern. Der beleuchtet andererseits auch die Interessen und Motive hinter dem „System Auto“: Entscheidungsträger und Profiteure aus Politik und Wirtschaft, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen unserer Mobilität – und nicht zuletzt Städtebau und Siedlungsentwicklung als gleichzeitige Ursache und Wirkung des Verkehrs.
Zahlreiche zum Teil erschütternde, ja absurde Beispiele politischer und unternehmerischer Realitätsverweigerung und Schönfärberei, sind verstörend und komisch zugleich., was pointierte Kommentare im Film entsprechend unterstreichen Fazit: In der aktuellen Verkehrssituation müsste nichts so sein, wie es ist. Aber es zeigt sich auch, dass wohl die Bürgerinnen und Bürger selbst eine Wende zu einer zukunftstauglichen Mobilität anstoßen müssen.
Der automobile Mensch, Irrwege einer Gesellschaft und mögliche Auswege
Regie: Reinhard Seiß, Wien 2024
URBAN+ 2024, modular 90-400 min, deutsch / englisch / französisch, 4K
Ab 13.05.24 im Wiener Gartenbaukino: Ticketts https://bit.ly/3Qyh14F
Weitere Termine u.a.:
23.05.2024 in Linz (AT), Moviemento
03.06.2024 in Wiener Neustadt (AT), Zentralkino
10.06.2024 in Brugg (CH), Cinema Odeon
11.06.2024 in Rapperswil (CH), Schlosskino
17.06.2024 in Zürich (CH), Filmpodium
12.09.2024 in Schaan (LIE), Skino
16.09.2024 in Leonding (AT)
17.09.2024 in Klagenfurt (AT), Volkskino