Der 100. Geburtstag von Designer und Architekt Carl Auböck (1924-1993) sowie die Übergabe seines Nachlasses an die Sammlung des Architekturzentrum Wien werden in der noch bis 4. November laufenden Ausstellung mit einen Einblick in die Arbeit ebenso wie in die Sammlungsarbeit des Az W gewürdigt. Natascha Peinsipp und Felix Steinhoff von asphalt Kollektiv für Architektur haben die Ausstellung gestaltet. Die originalen Gegenstände und Materialien, an denen das kosmopolitischen Leben und faettenreiche Schaffen Auböcks sichtbar wird, haben sie in eine überdimensionierte Archivbox eingeordnet. Und das neue Ausstellungsformat „Living Archive“ erlaubt einen Blick hinter die Kulissen.
Carl Auböck III. (1924–1993) ist Mitglied einer Familiendynastie, die seit 125 Jahren bis heute zahlreiche Architektur- und Designklassiker erschaffen hat. Ihm gelang es mit seinen Bauten und Entwürfen nach 1945 einen Innovationsschub in Österreich auszulösen. Auböck absolvierte mehrere handwerkliche Ausbildungen ebenso wie ein Architekturstudium an der TH Wien, bevor er Anfang der 1950er-Jahre in die USA ging. Dort kam er durch ein Postgraduate-Studium am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston mit Vertreter:innen der Internationalen Moderne in Kontakt. Die in den USA erlernten Methoden der seriellen Vorfertigung von Gebäuden und Bauteilen prägten seine Wohnbauten in Wien.
Seine Arbeiten umfassen stadtplanerische Projekte, den Bau von Einfamilienhäusern und Wohnhausanlagen sowie die Gestaltung von Gebrauchsgegenständen wie Essbesteck und Skimode. Für bekannte Unternehmen wie Tyrolia, Riedel Glas und Neuzeughammer Ambosswerk entwarf er eine Reihe technisch innovativer Produkte, mit denen es ihm gelang in der Formgebung neue Maßstäbe zu setzten.
Ankommen, Eintauchen, Erkunden
In unterschiedliche Bereiche gegliedert zeigt die Ausstellung mit dem Kapitel „Beginnings“ frühe Studienarbeiten und Entwürfe, in denen sich Carl Auböcks Streben nach einer detaillierten Architektur- und Innenraumplanung ablesen lässt. „Prefab/Series“ steht für einen transatlantischen Wissenstransfer zur Vorfertigung von Bauteilen. Ein Blick gilt dem seriellen Produktdesign. Mit dem privaten Heimkommen ebenso wie mit dem Ort des neuen „Zuhauses“ von Auböcks Archiv im Az W-Sammlungsdepot in Möllersdorf setzt sich „Homecoming“ auseinander. Unweit des Depots findet sich der einzige von Auböck errichtete Sakralbau. Entwürfe für den Skisport (Skibindung, Skischuh, Skimode) einen Ausschnitt aus Auböcks Schaffen als Produktdesigner zeigt der Bereich „Made in Austria“.
Auf einer umlaufenden Kartonwand sind die biografischen Daten von Carl Auböck, das familiäre Umfeld und eine Werkliste und sein weitgespanntes Netzwerk von Akteur:innen und Auftraggeber:innen sowie Organisationen zu sehen.
Leben und Werk
Auböck stammte aus einer Handwerker- und Künstlerfamilie: Der Großvater Karl Heinrich Auböck („der I.“) war Goldschmied und Gründer eines Bronzewarenbetriebs in der Bernardgasse im 7. Wiener Ge- meindebezirk. Sein Vater Carl Auböck („der II.“) war Maler und Designer, seine aus Bulgarien stammende Mutter Mara Uckunowa-Auböck Bildhauerin – beide Elternteile hatten am Bauhaus studiert.
1943–1949 studierte Carl Auböck Architektur an der TH Wien, und lernte dort seinen späteren Büropartner Ferdinand Kitt kennen. Nachdem er nach Kriegsende machte väterlichen Betrieb eine Lehre als Gürtler und Ziseleur absolvierte, wandte er sich bald der Architektur zu. Ein Aufenthalt in den USA 1952 brachte Auböck in Kontakt mit dortigen Entwicklungen und er lernte die Methoden der seriellen Vorfertigung kennen. Nebenbei erhielt er die Gelegenheit, seinen ersten Bau, ein Wohnhaus für seine Tante Valerie Gallet in Union Town, Pennsylvania, zu realisieren. Mit dem dänischen Studienkollegen Henning Larsen reiste er zu Ray und Charles Eames nach Kalifornien und es gelang ihm Kontakt zu Walter Gropius aufzunehmen.
Auböcks american way
Die den USA gewonnenen Erkenntnisse prägten seine Wohnbauten nach der Rückkehr in die Heimat: In der Veitingergasse, Wien 13, (1953–1954), konzipierte er mit Roland Rainer eine Muster-Fertighaussiedlung nach amerikanischen Vorbildern in Holztafelbauweise mit präfabrizierten Installationswänden und Wohnküchen. Ihrer Zeit voraus ist auch die gemeinsam mit Adolf Hoch und Carl Rössler geplante Wohnhausanlage der Gemeinde Wien in der Vorgartenstraße, Wien 2 (1959–1962). Bautechnische Innovationen, eine moderne Gebäudeinfrastruktur mit Zentralheizungen und Personenaufzügen und die Einführung des „amerikanischen Grundrisses“, der vorsah, dass man die Schlafräume mit Bad über einen Zwischenflur vom Wohnzimmer aus betrat, sorgten für internationales Flair. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1957 übernahm Carl III. die Werkstätte Auböck, und bereits 1958 erhielt er für das Besteck „2060“ auf der Weltausstellung in Brüssel eine Goldmedaille.
Auf das industrielle Produktdesign konzentrierte er sich in den 1970er-Jahren, das den hohen Qualitätsmaßstäben der handwerklich gefertigten Unikate entsprach, wie sie sein Vater in der Werkstätte herstellte, hatte er auf die industrielle Serienproduktion übertragen. 1977 als Professor an die Hochschule für Angewandte Kunst für Produktgestaltung & Metall berufen, leitete er dort bis zu seinem Tod die Meisterklasse. Aber die Architektur spielte weiterhin eine große Rolle – es entstanden zahlreiche Einfamilienhäuser, Ladenbauten und große Wohnhausanlagen. Verstorben ist Carl Auböck 1993 in Wien im Alter von nur 69 Jahren.
Mit dem Ausstellungsformat „Living Archive“ setzt das AzW seinen Fokus auf die Sammlungsarbeit, auf neue Zugänge und Forschungen. In der Gesprächsreihe „Out of the Box“ sollen ausserdem Zeitzeug:innen und Expert:innen zu Wort kommen.
Bis 4. November
Architekturzentrum Wien