Die Chemikerin und Biologin Cornelia Bauer hat sich im Rahmen ihrer Arbeit bei der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) Themen des Klimaschutzes verschrieben. Ihr Engagement in einer männerdominierten Branche wurde mit dem ACR Woman Award 2021 gewürdigt.
Die Forscherin Cornelia Bauer hat keine Scheu vor eher sperrigen Thematiken, denn für Laien ist ihr Arbeitsbereich in der VÖZ meist nicht leicht fassbar. Die Zuerkennung des diesjährigen ACR Woman Award der Austrian Cooperative Research würdigt ihr Forschungsprojekt, das darauf basiert, einen Spritzbetonbinder mit regional verfügbarem Material für die Verbesserung der Eigenschaften von Spritzbeton – wie optimierte Frühfestigkeiten, reduziertes Versinterungspotenzial und Dauerhaftigkeit – zu erzeugen. Durch die Herstellung eines optimierten Binders erwartet man sich eine längere Lebensdauer ebenso wie einen geringen Wartungsaufwand bei Tunnelbauten. Bauer begab sich auf die Suche nach in Österreich vorhandenen Materialien, die sich als Einsatzstoffe eignen könnten. Im Labor wurden diese in der Folge gemischt und getestet. In einem Versuchstunnel im Großmaßstab wurden dann zwei Varianten der am besten geeigneten Binder einem Test unterzogen. Ziel des Projekts war dabei nicht die Entwicklung eines neuen Produkts, sondern die allgemeine Verwendbarkeit unterschiedlicher und vor allem möglichst in ausreichender Menge am lokalen Markt verfügbarer Stoffe.
Für ein besseres Klima
Über zwei Jahre lang tüftelte Cornelia Bauer gemeinsam mit einem Konsortium, dem auch die Smart Minerals GmbH angehörte, im Labor sowie im Rahmen realer Tunnel-Spritzversuche an Herstellung und Einsatz unterschiedlichster Feinstmaterialien. Bauers Fazit: „Man darf mit der Weiterentwicklung niemals aufhören. Auch wenn man nur in kleinen Schritten zu Erfolgen kommt, ist es immer schön zu sehen, dass man etwas bewegt hat.“ Und Cornelia Bauer ist bereits dabei, weiter zu denken: „Mit den optimalen Zumalstoffen können wir Baustoffe mit Zement für verschiedenste Einsatzbereiche optimieren und dabei CO2 einsparen. Unsere Ziele sind groß – immerhin möchte die österreichische Zementindustrie 2050 ihre Klimaneutralität erreichen.“
Mit den Waffen einer Frau
Die Frauenpower im Unternehmen erfüllt auch Sebastian Spaun, den Geschäftsführer der VÖZ, mit Stolz: „Gerade in den Bereichen Forschung und Innovation steigt die Frauenquote am stärksten, also ganz offensichtlich dort, wo Köpfchen gefragt ist.“ Und über die Siegerin sagt er weiter: „Von Cornelia Bauers großem Engagement zeugt nicht zuletzt ihr Bildungsweg: Sie hat ihr Handwerk als Chemielaborantin in einem Zementwerk von der Pike auf gelernt. Ihre Neugier und ihr Wissensdrang tragen dazu bei, dass sie immer wieder neue Herausforderungen annimmt.“ Aber sie hat auch gelernt, sich in der Männerdomäne durchzusetzen – durch Argumente, Know-how und soziale Kompetenz. Cornelia Bauer zeichnet in der VÖZ für die Bereiche Qualitätsmanagement, Arbeitssicherheit und Gesundheit verantwortlich und betreut die Arbeitsgruppe Forschung und Entwicklung. Auch ist sie in aktuelle Forschungsprojekte der VÖZ zur Entwicklung klimafitter Zemente der Zukunft und zur VÖZ-CO2-Roadmap involviert.
Der ACR Woman Award wird von Austrian Cooperative Research (ACR) einem Netzwerk von gemeinnützigen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen vergeben und hat sich zum Ziel gesetzt, vor allem KMU bei der angewandten Forschung, Entwicklung und Innovation zu unterstützen. KMU mit anerkannten Forschungspartnern zu verknüpfen ist ebenso ein Anliegen des ACR wie anhand der Ergebnisse aktueller Grundlagenforschung in unterschiedlichen Fachgebieten Wissenschaft und Wirtschaft einander näher zu bringen.