Noch Anfang des Jahres war Brigitte Kowanz mit den Vorbereitungen ihrer Ausstellung „Brigitte Kowanz ISTR“ – Akronym für „I seem to recall“ (Ich scheine mich zu erinnern) im Linzer Schlossmusseum tätig. Am 28. Jänner 2022 verstarb die Lichtkünstlerin und die Ausstellung eröffnete Ende April in Erinnerung an die Ausnahmekünstlerin.
Wenn die Ausstellung ISTR im Linzer Schlossmuseum am 28. April eröffnet, ist vor allem eines anders als geplant. Ihr titelgebendes Akronym I SEEM TO RECALL hat durch Brigitte Kowanz‘ Tod im Januar dieses Jahres eine neue Bedeutungsebene erhalten – die so traurig wie stimmig ist, für ihr Werk, das transluzid die Grenzen von real und virtuell, außen und innen, offen und geschlossen überwindet.
Erinnerung
Noch Anfang des Jahres hat sie an der Ausstellung gearbeitet, die als raumgreifende Installation angelegt ist und entsprechend ihrer Entwürfe realisiert wurde. Auch im Linzer Schlossmuseum hat sich Brigitte Kowanz intensiv mit den räumlichen und architektonischen Gegebenheiten auseinandergesetzt. Die vier Säulen im ersten Raum sind raumprägende Elemente zum Auftakt ihrer Installation aus Neon, Spiegeln und Glas, die mit je einem Buchstaben des Morsecode versehen sind: I S T R. Der verkürzte Gedanke I seem to recall lädt dazu ein, ihren künstlerischen Kosmos zu betreten, in dem Licht und Raum, Sprache und Code zu einer poetischen Einheit werden. Was wird aus Worten, wenn sie mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden? Wie verändert sich unsere Sprache durch die digitalen Medien? Wie verkürzt die Geschwindigkeit unseren Wortschatz? Was sagt uns ein Emoji? Und was die Erinnerung?
Licht ist, was man sieht. Licht bleibt nie bei sich, kennt keinen Ort, ist immer in Bewegung. Licht ist ein elementarer Grundstoff. Ohne Licht können wir weder sehen, noch verstehen. Licht ist Information. Licht ist Leben.
Brigitte Kowanz
In einer Aura der Ruhe und Reflexion entfalten sich die codierten Botschaften für jeden anders, nichts ist eindeutig, die Vieldeutigkeit der Wechselwirkung zwischen Licht, Raum, Zeit und Sprache bilden den Kern ihrer konzeptuellen Kunst. Die Betrachter:innen werden über deren eigenes Spiegelbild in die scheinbar grenzenlose Installation, deren destabilisierten, hybriden Reflexionsraum miteinbezogen.
Universeller Stoff
Brigitte Kowanz wurde 1957 in Wien geboren, sie studierte von 1975 bis 1980 an der Universität für angewandte Kunst, wo sie von 1997 bis 2021 eine Professur innehatte und die Klasse für Transmediale Kunst entwickelte.
Für Brigitte Kowanz war Licht ein universeller Stoff, die Grundlage allen Lebens, der alles sichtbar macht, aber immer Materielles braucht, um sich zu zeigen. Vielfach ausgezeichnet hat die Künstlerin ihre Arbeiten mit Licht in über 40 Jahren entwickelt und nimmt in der jüngeren Kunstgeschichte eine unverwechselbare Position ein. Ihr Werk gilt als konzeptuelle Poesie.
Bis 24. Juli 2022