Alle zwei Jahre zeigt das Architekturzentrum Wien mit der Ausstellung „Europas Beste Bauten“ ausgewählte Projekte und die Preisträger des Mies van der Rohe Awards 2024. Nominierte und Ausgezeichnete zeigen dabei neben hoher architektonischer Qualität neue Wege gestalterischer Verantwortung auf und befassen sich mit kollektivem Handeln ebenso wie mit zirkulären Wertschöpfungsketten und durchdachten Bauprozessen.
Der mit insgesamt 90.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigster europäischer Architekturpreis. 2024 wurden 362 Projekte aus 38 Ländern von lokalen Expert:innen nominiert, eine internationale Jury hat diese gesichtet. Die ausgewählten Bauvorhaben bieten neue Nutzungskonzepte, kollektive Wohnformen, berücksichtigen Kreislauffähigkeit und ressourcenschonendes Weiterbauen von Bestand und geben beispielgebende Antworten auf aktuelle drängende Fragen wie Klimakrise und soziale Polarisierung.
Seit vielen Jahren ist das Architekturzentrum Wien Mitglied des Advisory Boards des Mies van der Rohe Awards und damit an dessen Ausgestaltung beteiligt. In der Ausstellung, die in Modellen, Videos, Fotos und Plänen die hohe Qualität der Projekte vermitteln möchte, sind neben den 40 Projekten der Shortlist auch die 14 österreichischen Nominierungen zu sehen.
Antworten geben
Neben hoher architektonischer Qualität werden neue Wege der gestalterischen Verantwortung aufgezeigt, die auf kollektives Handeln und sich dabei mit zirkulären Wertschöpfungsketten und durchdachten Bauprozessen beschäftigen. Die hochkarätig besetzte, internationale Jury unter dem Vorsitz des französischen Architekten Frédéric Druot hat 40 Projekte in die Shortlist gewählt. Sie sind in der Ausstellung des AzW zu sehen: Darunter sind fünf kollektive Wohnbauten, sieben Kultureinrichtungen und sechs Projekte gemischter Nutzung. Auch zwei Projekte aus Österreich wurden für die Shortlist ausgewählt: das Stadthaus Neubaugasse von PSLA Architekten und IKEA wien westbahnhof von querkraft architekten.

Mies van der Rohe Awards 2024 Preisträger ist das Studierendenhaus auf dem Campus der TU Braunschweig von Gustav Düsing und Max Hacke und damit auch 2024 ein Bildungsbau. Die schlanke Stahl-Holz-Hybridkonstruktion bietet eine flexible und innovative Lernumgebung, die den sozialen und fachlichen Austausch fördert. Sie ist vollständig demontierbar und kann auch in anderer Form oder an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden.
Der Nachwuchspreis „Emerging Architecture 2024“ geht an die Bibliothek Gabriel García Márquez in Barcelona von SUMA Arquitectura (Elena Orte und Guillermo Sevillano). Ein skulpturales Gebäude, dem es gelingt, das seit langem benachteiligte Arbeiter:innenviertel zu beleben und eine offene städtische Lounge zu schaffen.

Die Kraft der Architektur
„Wie sieht eine Architektur für die Klimawende aus? Wird sie neben neuen Bauweisen auch neue Ästhetiken bringen? Europas beste Bauten überzeugen sowohl mit extrovertierten als auch nüchternen Antworten“, meint Angelika Fitz, Direktorin des Az W. Das veranschaulichen auch die als Finalisten ausgewählten und im Wiener Azw ausgestellten Bauten: So gleicht etwa der Schulneubau für das Colegio Reggio in Madrid von Andrés Jaque einer Assemblage verschiedener Klimazonen, Ökosystemen und architektonischer Traditionen. Die Sanierung des Tourismusinfogebäudes und Neugestaltung des Dorfplatzes im portugiesischen Piódão von Branco del Rio macht den Eindruck, als sei hier alles immer schon so gewesen. Der öffentliche Raum und Garten Hage im schwedischen Lund von Brendeland & Kristoffersen architects/Price & Myers stellt den Beginn eines Stadtentwicklungsgebietes dar. Die Transformation eines verfallenen Schlachthofes im tschechischen Ostrava in die städtische Galerie für zeitgenössische Kunst „Plato“ von KWK Promes verwandelt den kontaminierten Raum rund um das Gebäude in einen biodiversen Kunstpark. Und auf poetische Kraft der Architektur setzt zum Beispiel die Revitalisierung des Klosters von Saint-François auf Korsika von Amelia Tavella Architects.

Der Mies van der Rohe Award hat sich die Anerkennung und Würdigung herausragender Verdienste im Bereich der Architektur innerhalb Europas zur Aufgabe gemacht. Verliehen wird der Preis für außergewöhnliche Leistungen in konzeptueller, technischer und baulicher Hinsicht. Der Emerging Architecture-Preis gilt als Förderung des Berufsstandes an sich und als Ermutigung für Architekt:innen am Beginn ihrer Karriere. Ausgezeichnet werden Projekte, deren innovativer Charakter als Orientierung und Manifest für die Entwicklung zeitgenössischer Architektur dient.
Architekturzentrum Wien
bis 20. Jänner 2025
www.azw.at