Seit den 1970ger Jahren unterzieht Kazuko Miyamoto mit ihren temporären Installationen die jeweiligen Ausstellungsorte auch einer räumlichen Veränderung. Bis 2. März ist eine umfangreiche Werkschau der in Japan geborenen Künstlerin nun im Belvedere 21 zu sehen.
Ihre zwei- bis dreidimensionalen Arbeiten bestehen aus Hunderten, manchmal Tausenden Nägeln mit denen sie Baumwollfäden im Raum fixiert und damit ephemere neue, zarte Raumgeometrien entstehen lässt. Mit ihrenString Constructions geht sie über die Grenzen der Minimal Art hinaus und entgleitet den Versuchen allzu einfacher Zuschreibungen. Nun würdigt das Belvedere mit einer vom MADRE, dem Museo d’Arte Contemporanea Donnaregina, Neapel, konzipierten Ausstellung das Werk der japanisch-amerikanischen Künstlerin mit der international bisher größten Retrospektive und erweitert dank fortlaufender Recherchen die Zahl der ausgestellten Werke und Dokumente. Zu sehen ist ein „noch umfassenderer Einblick in die Praxis der Künstlerin, die durch ihre außergewöhnliche Sensibilität im Spannungsfeld zwischen östlicher und westlicher Kultur gekennzeichnet ist“, wie die Kuratorin und MADRE Direktorin Eva Fabbris ergänzt. Als erstes Wiener Museum stellt das Belvedere 21 das eindrucksvolle Oeuvre Miyamotos aus, und beleuchtet den Brückenschlag zwischen der japanischen und der westlichen Kunstwelt sowie Miyamotos Rolle als Aktivistin und Feministin.

Kazuko Miyamoto kommt in der New Yorker Kunstszene eine besondere Stellung zu. Trotz ihrer Nähe zu den Pionieren der Minimal Art gehen ihre Arbeiten über eine strenge geometrische Abstraktion des Minimalismus hinaus. Ihre von eigener Hand gefertigten Installationen haben trotz ihres ephemeren Charakters eine starke, körperbezogene Präsenz im Raum, und wurden ab 1980 organischer. So etwa dreht die Künstlerin Papier zu Seilen und verbindet sie unter Verwendung von Zweigen zu Brücken, Leitern und Nestern. Immer wieder taucht in ihren späteren Werken der Kimono auf, in dem sie performt und tanzt – ein Verweis auf Themen wie Identität und Zugehörigkeit in der globalisierten Welt.
Die Einzelausstellung im Obergeschoß des Belvedere 21 ist die bisher größte internationale Retrospektive von Kazuko Miyamoto. Die 2023 im MADRE gezeigte Ausstellung lieferte das Grundkonzept für die aktuelle Schau im Belvedere, die ebenfalls von Eva Fabbris kuratiert wird, unterstützt von Andrea Kopranovic vor Ort in Wien. In der zirkulär und symmetrisch angelegten Ausstellungsarchitektur begleiten sieben kurze Texte die Besucher:innen. Der Rundgang ist frei wählbar, denn es gibt weder vorgegebene Wege, noch einen streng chronologischen bzw. thematischen Ablauf, dem man zum besseren Verständnis folgen müsste.
Ausgestellt werden etwa 120 Exponate aus dem Zeitraum von den späten 1960er- bis zu den 2010er- Jahren, darunter Leihgaben namhafter Institutionen wie MET, Guggenheim, Lentos, SFMOMA und MADRE. Gezeigt werden frühe Gemälde, Fotografien, Zeichnungen, Installationen und zentrale String Constructions der Künstlerin – und die rund drei Meter hohe zweiteilige Arbeit Black Poppy sowie ein weiteres großformatiges Werk, Trail Dinosaur, das seit 1979 erstmals wieder zu sehen ist.
Bis 2. März 2025
www.belvedere.at/kazuko-miyamoto