Gerald Zugmann ist einer der renommiertesten österreichischen Architekturfotografen. Eine Ausstellung im kunsthaus muerz widmet sich bis 19. April seinem fotografischen Werk. Sein Metier erlernte Zugmann in der Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Wien. Seit 1978 arbeitet er als freier Fotograf.
Seine Architekturfotografien hat er nie als primär dokumentarisch verstanden und so trennt er strikt zwischen Foto und Realität. „Um ganz genau zu sein, muss man bedenken, dass ein Foto nichts mit der Realität zu tun hat. Eine Fotografie ist ein Ausschnitt. Sie ist das Ergebnis von Abstraktion und Reduktion – einer Interpretation. Realität und Foto sind zwei verschiedene Sichtweisen. Leider wird das nur selten überdacht“, sagt Gerald Zugmann 20024 in einem Interview.
Seit den 1970er Jahren fotografiert Gerald Zugmann Architektur. Seine Arbeiten sieht er jedoch nie als reine Dokumentation, er sieht sie vielmehr als Ergänzung des architektonischen Werks. Sein Interesse gilt schon immer die genaue Wahrnehmung von Objekten, die Darstellung formaler Ideen, in einer konstruktiven Perfektion.

Kuratiert von Hubertus von Amelunxen wirft die Fotoausstellung unter dem Titel „Korrespondenzen“ zum ersten Mal in Österreich einen Blick auf die korrespondierenden Aspekte im Gesamtwerk von Gerald Zugmann. „In der Betrachtung der Photographien von Gerald Zugmann scheint es, als gingen wir an Häuserzeilen und Architekturen vorüber, durch Wälder und Landschaften hindurch, immer wieder angehalten von Interieurs, Modellen, Skulpturen und Masken, Gesichtern, denen wir auf dem Weg begegnen; im Blick fügt alles sich einem gegangenen Leben an, wahrhaftig ist Gerald Zugmann, mit Walter Benjamin gesprochen, jener, der auf dem Asphalt botanisieren geht“, schreibt der Kurator in seinem die Ausstellung begleitenden Text.

Ungesehenes in den Zwischenräumen
Ob es sich bei den Fotografien um konkrete und berühmte Bauwerke handelt, um Naturlandschaften, oder ästhetisch inszenierte Blüten, oder Masken, „Gerald Zugmann ist mit dem Apparat suchend zugegen, als tastete er sehsüchtig mit dem Spazierstock die Möglichkeiten des Gegenübers für die eigene Ordnung der Welt in Licht und Dunkel ab – jenseits der bereits verordneten Masse architektonischer Fülle“, so Hubertus von Amelunxen. Der deutsche Kultur- und Kunstwissenschaftler, der sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte und Theorie der Fotografie befasst, eröffnet mit seinen poetischen Worten neue eindrucksvolle Zusammenhänge in Zugmanns Fotografien. „In der Zeit von über fünfzig Jahren und durch die Räume, Städte und Landschaften hat Gerald Zugmann seine Kamera ins Licht des Gebauten und Gemachten gestellt oder ganz demiurgisch Dinge selber ins Licht gesetzt. Gerald Zugmann ist Architekturphotograph, er hat ein Leben lang Bauwerke photographiert, die vieler Architekten, von Coop Himmel b(l)au über drei Jahrzehnte, aber auch vieler anderer aus Österreich, Italien und Amerika. Ein Flaneur ist er nicht, wenn er zu photographieren beauftragt wird, hier ist das Interesse vorherbestimmt, soll einem schon geäußerten Wunsch entsprechen. Aber als Eindrücke eines Flaneurs sind sie gleichwohl alle zu zeigen, fern jedweder Zweckmäßigkeit und Beauftragung, der Physiognomie des Flaneurs entsprechend, werden sie zum Weg, zu Passagen zusammengefügt, durch die auch wir nun gehen können, zu Korrespondenzen, die Ungesehenes in den Zwischenräumen schaffen“, schreibt Hubertus von Amelunxen.
Die Fotoausstellung im Kunsthaus Mürz ist eine Einladung, das strenge Schwarz-Weiß, das Licht und Dunkel in Zugmanns Werk, in der umsichtig getroffenen Fotoauswahl mit etwas anderen Augen zu sehen.
Bis 19. April 2025
www.kunsthausmuerz.at