Alles unverändert. Und doch, beim Betreten des Café Prückel ist doch etwas anders. Es beginnt nach dem Windfang, kaum stößt man die äußere Schwingtüre auf befindet man sich in diesem kleinen Eingangsbereich, bevor man durch eine weitere Türe in den Hauptraum eintritt. Zwei seitliche Nischen begrenzen diese Pufferzone, hier scheint das Holz in warmen Tönen irgendwie ein wenig satter zu strahlen als bisher, die zarten weißen Maserungen der beiden schwarzen Marmorablagen, die man früher kaum wahrgenommen hat, scheinen neu poliert. Sie werden nun perfekt ausgeleuchtet und zeigen sich in all ihrer Pracht – zwei üppige Blumenarrangements tragen noch ein Weiteres bei zu dem unprätentiösen aber doch farbenprächtigen und fast wohnlichen Entrée.
Und auch im Innenraum scheint zwar alles beim Alten und doch ist alles anders, das Ambiente wirkt plötzlich so freundlich und einladend wie schon lange nicht. Hell und lichtdurchflutet umfängt das L-förmige großzügige Café mit seinen raumhohen Fenstern, die nun mit ebenso hohen weißen, leichten und transluzenten Vorhängen noch mehr durch ihre Großzügigkeit beeindrucken.
Es sind dieselben Möbel, dieselben Beleuchtungskörper, aber es scheinen die Wände weißer zu strahlen, die Leuchtmittel in ihrer Intensität präziser an ihre Funktionen angepasst.
Einfühlsame renoviert
Aber was hat sich denn nun hier wirklich verändert? Eine sehr einfühlsame und rücksichtsvolle, fast könnte man sagen liebevolle Renovierung durch den Gastronomie- und Caféhausspezialisten Gregor Eichinger, beauftragt durch den neuen Eigentümer, der es gelingt, mit einigen insgesamt betrachtet „mikroskopischen“ aber präzise gesetzten Eingriffen, das gesamte Ambiente zu einem wirklichen Wohlfühlort zu machen. Trotz noch größerer Auslastung als früher, ebenso eng gestellter Tische, möchte man irgendwie hier nicht so schnell wieder weg, der Caféhausbesuch darf ruhig auch wenig länger dauern.
Gegründet um die Jahrhundertwende und am 25. Dezember 1903 erstmals als Café Lurion eröffnet wurde das Prückel 1955, durch Oswald Haerdtl neu gestaltet – er entfernte manche Pfeiler und vergrößerte die Fenster zu ihrem heutigen Format – hat das Café Prückel die Zeiten ohne große Veränderungen überdauert und sich stets großer Beliebtheit erfreut, nicht zuletzt wohl auch durch seine Nähe zum kreativen Umfeld von Angewandter und Museum für Angewandte Kunst. Gemütlich und modern hatte er die Einrichtung gestaltet, die heute unter Denkmalschutz steht. Ein weiteres Charakteristikum ist die Lachrosa-Weiß gestreifte Deckenuntersicht, die nicht nur die großzügige Raumhöhe unterstreicht, sondern auch dem weitläufigen Innenraum eine gewisse Wohnlichkeit verleiht. Und ein wenig ist es auch dem Erhalt dieser außergewöhnlichen pastellig gestreiften Deckengestaltung geschuldet, dass das Prückel sein elegant zurückhaltendes Fünfzigerjahreflair bis heute behalten hat.
„Bei allen Anpassungen gehen wir mit voller Sorgfalt und großem Respekt vor dem historischen Erbe vor“, erklärt Geschäftsführer Manfred Stallmajer. Es wurden die Fenster saniert, die Wände frisch gestrichen und das Mobiliar neu tapeziert. Der Stoff der Sitzpolster, der dem Original von 1955 entspricht ist eine Spezialanfertigung, für die sogar eigens Maschine zu dessen Herstellung umgebaut wurde. Die Stoffqualität soll nunmehr viele weitere Jahrzehnte intensiver Nutzung erlauben.
Laut Gregor Eichinger sind es eben die Details, die den Raum strahlen lassen, etwa auch die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumsymmetrie, dank Einzugs einer gläsernen Trennwand. Alle Bereiche – Eingang, Kuchenvitrine, Zeitungsständer wurden behutsam überarbeitet und neugestaltet, ohne allerdings die charakteristische Atmosphäre zu stören. Aber auch zeitgemäßer Komfort darf nicht zu kurz kommen und wurde in Form von Computersteckdosen in Sitzplatznähe, einem besseren Raumklima und einer Klarheit aller Gestaltungselemente. Es sind also auch diese „kleinen Aufmerksamkeiten“ wie Gregor Eichinger nennt, die Lust auf einen Besuch des Prückel machen und einen dort zur Entdeckungsreise einladen.
Die Adaptierung und Modernisierung von Küche, Lüftung, Elektrik und Untergeschoß – wo es einen Wintergarten, ein Clubzimmer, einen Tanz- und Speisesaal gibt – werden Anfang des nächsten Jahres folgen und den Augen der Besucher:innen jedenfalls zum Teil verborgen bleiben.
In einem podcast erzählt Architekt und Designer Gregor Eichinger ein wenig mehr über seine Projekte und über das Café Prückel.