Die voranschreitende Klimakrise zeigt uns, dass es unumgänglich wird, massiv gegenzusteuern – und das möglichst rasch. Ein Lösungsansatz im Bausektor – einem der größten CO2 Verursacher – liegt in der vermehrten Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz. Mit der Prämierung herausragender Architektur in Holz möchte wienwood auch 2021 zur vermehrten Nutzung dieses Rohstoffes animieren.
Nach 2005 und 2015 zeichnet wienwood21 – ausgeschrieben von proHolz Austria in Kooperation mit Architekturzentrum Wien, Stadt Wien und Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherung – Holzbauten in Wien aus. Eine Fachjury wählte aus insgesamt 56 Einreichungen mit einer Fertigstellung zwischen 2015 und Juni 2021 in den Kategorien Wohnbau, öffentlicher und kommunaler Bau, Gewerbebau sowie Innenausbau, Umbau, und Sonstige. Mit der Würdigung von Architekten und Architektinnen, Bauherren und Bauherrinnen, ausführenden Unternehmen möchte man das Bewusstsein für die hohen gestalterischen Möglichkeiten und ökologischen Qualitäten von Holz stärken.
Vor allem die Bauwirtschaft hat große Herausforderungen zu meistern, sind doch rund 40 Prozent der weltweit verursachten Treibhausgasemissionen dem kontinuierlich steigenden Bauwesen geschuldet, diesem kommt somit eine Schlüsselrolle in der globalen Dekarbonisierung zu. Durch den kontinuierlichen Zuzug in Städte sind auch Kommunen mit der Schaffung immer mehr Wohnraum konfrontiert und müssen sich den Anforderungen klimafreundlicher Baukonzepte widmen.
Garant für Klimaschutz
Das Bauen mit Holz leistet einen Beitrag in Sachen Klimaschutz. Denn ein Kubikmeter Holz bindet, lt. proHolz Austria, eine Tonne CO2. Jeder dem Wald entnommene Baum schaffe Platz für einen neuen Baum, der wiederum beim Wachsen der Atmosphäre CO2 entnimmt. Beim Bauen mit Holz wird das CO2 über die Lebensdauer des Bauwerks gebunden. „Es entsteht ein zweiter Wald aus Häusern“, so proHolz. Holz gilt als Garant für zukunftsorientiertes Bauen. Neben den ökologischen Merkmalen gilt es aber das technologische Potenzial ebenso wie die gestalterischen Möglichkeiten dieses Baustoffs hervorzuheben. Ein hoher Vorfertigungsgrad, hohe Tragfähigkeit bei geringem Gewicht und kurze Bauzeiten bedeuten bei geringer Lärmbelastung ausserdem eine reduzierte Belastung des Baustelle für die unmittelbare Umgebung.
Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren bewusste Schritte zum vermehrten Einsatz von Holz in der Stadt auch für den mehrgeschoßigen Wohnbau gesetzt; seit 2015 ist die Errichtung von bis zu sechs Geschoßen in Holz ohne Brandschutzkonzept möglich. Seit der ersten Vergabe von wienwood im Jahr 2005 wurde das Spektrum und die Vielfalt von in Holz errichteten Gebäuden sichtbar. Entstanden sind mehrgeschoßige Bauten auch großen Volumens in Holz- und Holzhybridbauweise für Neubauten, Aufstockungen auch für öffentliche Bauten oder Schulen.
Diese Vielfalt widerspiegeln auch die 2021 prämierten Bauten. „Sie zeigen, dass der Holzbau längst kein Fremdkörper mehr in der Stadt ist. Selbst der unter großem Kostendruck stehende kommunale Wohnbau kann in Holz in hoher Ausführungsqualität errichtet werden“, so die Jury in einem ihrer Statements. „Wir wünschen uns hier mehr Mut zur Holzsichtigkeit, mehr Experimentierfreude und Vertrauen in die technologischen und pädagogischen Fähigkeiten von Holz“ – ein Ansporn zu mehr Einsatz von Holz auch in Zukunft.
Die Preisträger
Mit dem wienwood21 ausgezeichnet wurden: Der Kindergarten Pötzleinsdorf von Schluder Architekten, Statik: RWT Plus, Holzbau: Handler Bau für die Stadt Wien als Bauherrin. Hervorgehoben wurden hier der hohe Fertigungsgrad und eine kurze Bauzeit des aus drei Pavillons bestehenden Kindergartens ebenso wie der ökologische Gesamtansatz und die räumliche Großzügigkeit.
wienwood2021 Preisträger: HoHo Wien von Rüdiger Lainer + Partner Architekten, Holzbau: Händler Bau, 2019 Foto: © proHolz Austria / Bruno Klomfarr
wienwood2021 Sonderpreis: VinziDorf Wien von gaupenraub +/-, Holzbau: Holzbau Ruesch, HTL Mödling 2019 Foto: © proHolz Austria / Bruno Klomfar
Ein wichtiger Signal setzt die ebenfalls ausgezeichnete Wohnanlage Paulasgasse von Riepl Kaufmann Hammer Architektur, Bauherrin: Neues Leben, Statik: Merz Kley Partner, Holzbau: Kaufmann Bausysteme. Die gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft hat sich bei der Errichtung für die Holzbauweise entschieden und den straffen Kostenrahmen bravourös eingehalten. Überzeugt hat die Jury die städtebauliche Integrität, das differenzierte Freiraumangebot und die holzbautechnische Umsetzung. Die Hülle besticht mit unbehandeltem Lärchenholz.
Mit dem Ilse Wallenstein Haus, dem Bibliotheks- und Seminargebäude in Wien 19 von SWAP Architekten Delta entstand der erste universitär genutzte Holzbau der BOKU Wien. Statik: Bollinger Grohmann, Holzbau: Lieb Bau Weiz. Der mit 78 Prozent Holzanteil errichtete viergeschoßige Holzskelettbau ruht auf einem Stahlbetonsockel. Die allgegenwärtige Präsenz von Holz unterstreicht das sinnliche Erlebnis einer ansprechenden Lern- und Arbeitsumgebung.
wienwood2021 Auszeichnung: Wohngemeinschaft Lisseeweg der Caritas Wien von Franz&Sue Architekten, Holzbau: Weissenseer Holz-System_Bau, 2017
Foto: © proHolz Austria / Bruno Klomfar
wienwood2021 Auszeichnung: Wohnanlage Bikes and Rails von Architekturbüro Reinberg, Holzbau: Strobl Bau-Holzbau GmbH, 2020
Foto: © proHolz Austria / Bruno Klomfar
Mit 84 Metern ist das HoHo Wien das derzeit höchste Holzhochhaus Österreichs. Der Holzhybridbau punktet durch die hohe Qualität seiner Ausführung ebenso wie durch sein einfaches Grundkonzept und die strategische Planungsabwicklung. Die Herausforderung des Brandschutzes wurde mit einem massiven Erschließlungskern, Stützen aus Brettschichtholz, Stahlbetonrandträger und Holz-Beton-Verbunddecken gelöst. Die Raumwirkung dominieren viel sichtbar eingesetztes Holz. Architektur: Rüdiger Rainer + Partner Architekten, Statik: RWT Plus Holzbau: Handler Bau.
wienwood2021 Auszeichnung: Sommerhaus Pötzleinsdorf von Schuberth und Schuberth Architekten, Holzbau: Holzbau Unfried, 2019 Foto: © proHolz Austria / Bruno Klomfar
wienwood2021 Auszeichnung: Volksschule Christian Bucher Gasse von Dietrich / Untertrifaller und Schleuder Architektur, 2019 Foto: © proHolz Austria / Bruno Klomfar
Ein Sonderpreis ging an das Wiener Architekturbüro gaupenraub +/- und das Konzept der Obdachenlosenhilfe VinziDorf Wien des Bauherrn Pfarrer Wolfgang Pucher. Das Wohndorf aus 16 Modulen in Holzrahmenbauweise für langzeitobdachlose Menschen entstand unter Einsatz einfachster Mittel und gespendeter Baumaterialien Architektur. Bescheidenheit, die nicht als Hindernis für Bauqualität gesehen wird und einmal mehr zeigt wieviel Potenzial auch in unspektakulärer Architektur zu stecken vermag.
wienwood2021 Auszeichnung: Hofer Filiale Seestadt Aspern von Malek Herbst Architekten, Holzbau: Kulmer Holzbau, 2019 Foto: © proHolz Austria / Bruno Klomfar
wienwood2021 Auszeichnung: Büro am Augarten von Bereuter Architektur, Holzbau: Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, 2016 Foto: © proHolz Austria / Bruno Klomfar
Auszeichnungen gingen an: die Wohngemeinschaft Lisseeweg der Caritas Wien von Franz&Sue Architekten, an die Wohnanlage Bikes and Rails des Architektubüros Reinberg, an das Sommerhaus Pötzleinsdorf von Schuberth und Schuberth Architekten, an die Volksschule Christian Bucher Gasse der Architekten Dietrich/Untertrifaller und Schluder Architektur ebenso wie an die Hofer Filiale Seestadt Aspern von Malek Herbst Architekten und das Büro im Augarten von Bereuter Architektur.